Chrámecké červené a bílé víno
Erlesene Weine aus eigenen Weinbergen im Tschechischen Mittelgebirge

Winzer Ivan Váňa

Ivan Váňa (25. 11. 1941 - 31. 10. 2021) - ein großer tschechischer Winzer und Visionär

Studium

Obwohl Ivan Váňa in Prag geboren wurde, kommt er aus einer Bauernfamilie aus dem Böhmerwald. Seine Beziehung zur Gärtnerei, zum Obstbau und später zum Weinbau erhielt er durch die Arbeit im Familiengarten und durch das Reisen und Kennenlernen der Landswirtschaftskultur. Mit 14 Jahren ging er 1955 nach Mělník, um hier eine Obstbau-Weinbaumittelschule zu besuchen. Diese Schule feierte 2015 das 130. Jahresfest. Fast alle tschechischen Winzer haben diese Schule früher besucht. Ivan Váňa war natürlich manuell geschickt und bald erhielt er den Ruf eines tapferen Arbeiters und Obstbauers. In Mělník lernte er unter anderem auch seine um zwei Jahre jüngere zukünftige Frau Eva kennen. Nach dem Absolvieren der Mittelschule kehrte er zurück nach Prag, wo er in Suchdol eine Hochschule für Landwirtschaft besucht hat. Währenddessen heiratete er und seine ersten zwei Töchter wurden geboren. Nach der Hochschule arbeitete er als Landwirtschaftsingeniuer in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Vražkov. Mit der Familie wohnte er im Dorf Vražkov pod Řípem. In Vražkov widmete er sich dem Hopfenanbau. Auf seinen Reisen aus Vražkov über Budyně nad Ohří, Libochovice und Chrámce bemerkte er die idealen Bedingungen für den Obstanbau.

Junger Obstbauer Ivan Váňa Junger Winzer in Bulgarien 

Chrámce

Ivan Váňa wurde im Staatsgut Most angestellt, als sich in Chrámce der Obstanbau entwickelte. Er zog mit der Familie nach Most um. Seine erste Aufgabe war die Pflanzen- und Tierproduktionsleitung. Mit dem Anbau von Obstbäumen fing er an, sich auf Obstanbau zu spezialisieren und nach der Bepflanzung des ersten Weinbergs Anna im Jahr 1967 auch auf den Weinbau. Der Weinberg wurde nach der dritten Tochter Anna benannt, die 1967 geboren wurde. Der Name Anna wurde genauso für den ersten in Chrámce hergestellten Rosawein verwendet und bis heute nennt sich die Weinstube in Litvínov Zur Heiligen Anna. Die Weinberge in Chrámce - Kateřina, Lucie, Anna, Vendula, Lenka und Klára blieben außer dem ausgerodeten Weinberg Kateřina bis zum heutigen Tage erhalten und sind immer noch fruchtbar. Ivan verbrachte in Chrámce einen Zeitraum, der voll Begeisterung, großer Bemühung und Forschung war. Seine Mitarbeiter redete er oft mit den Worten "du Wilder" an, welche später zur Benennung eines in Chrámce hergestellten Weins -WILDER - verwendet wurde. Der ursprüngliche Tafelwein aus bulgarischen Trauben wurde schnell beliebt und bis heute kann man auf Menschen antreffen, die ihn im Restaurant Severka in Most tranken. Von der ersten Weißtraubenernte in Chrámce an wurde Divoch von Chrámcer Trauben hergestellt. Die Tradition blieb bis heute erhalten und der Wein wird aus den Trauben der Sorten Müller Thurgau und Rheinriesling unter der Bezeichnung Weißwein Wilder hergestellt.

  Ivan Váňa mit Mitarbeitern in Chrámce nach der Lese 1972

Weinberg St. Laurent

Nach dem Jahre 1975 gab es keine geeigntete Flächen für den Weinanbau in Chrámce mehr und deswegen wandte der Winzer seine Aufmerksamkeit zur Stadt Most, deren Weinbaugeschichte seit dem 12. Jhd. belegt wurde. Ivan Váňa sah in der Umgebung der neu aufgebauten Stadt Most perspektive Stellungen und schaffte es, seine Übergeordneten in Most und in der Regionalamt in Ústí nad Labem über die Zukunft der Weinreben im Moster Gebiet zu überreden. Sein Elan und große Arbeitsbemühung (er arbeitete bis 12 Stunden pro Tag) waren notwendig bei der Auspflanzung des ersten Weinberges in Most, St. Laurent, auf der Fläche von 34 ha, in den Jahren 1976-1977. Nach den Organisationsveränderungen im Staatsgut wurde Ivan der Hauptleiter der Weinberge in Most. Demzufolge verlor er aber die Möglichkeit der persönlichen Kontrolle der Weinberge und Weine in Chrámce. Im Keller in Chrámce wurde er durch seinen Winzerkollegen und Freund Josef Lisý ersetzt, der auch die Mittelschule in Mělník absolvierte und der mit Ivan vom Anfang an den Weinbau aufbaute. Die Bepflanzung des Weinbergs St. Laurent war der erste große Erfolg, und da Ivan Váňa schon immer ein Visionär war und seine Visionen realisiert wurden, verlor er keine Zeit und suchte nach weiteren Möglichkeiten für den Rebenanbau in der Umgebung von Most. Mit Arbeitserfolgen kam auch Freude in die Familie, denn nach den drei Töchtern Lucie, Kateřina und Anna wurden auch zwei Söhne František (1972) und Jan (1976) geboren.

. Weinberg St. Laurent vor der Begrünung 1985 

Weinberge auf der Aufschüttung

Die Stadt Most ist nicht nur von Bergen eines vulkanischen Ursprungs des Tschechischen Mittelgebirges und Erzgebirges vom Westen umgeben, sondern auch von künstlichen Aufschüttungen der dreihundertjährigen Bergwerktätigkeit. Erst seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts fing man an, die Aufschüttungen bewusst zu beleben und zu rekultivieren. Der gestreute Boden der Aufschüttung erinnerte laut Ivan Váňa an Tonboden der weißen bis grauen Farbe in Limbach und in den Kleinen Karpaten. Die Aufschüttung wurde mit schnell wachsenden Bäumen und Buschwerk bewachsen. Das Ziel war es, die "nicht lebendige" Masse grün zu machen. Die Idee, auf der Aufschüttung die Rebe als Kulturpflanze anzupflanzen, die Früchte bringt, war zur Zeit ungewöhnlich. Mit Hilfe von den Nordtschechischen Braunkohlbergwerken, Zdeněk Šedivý, Stanislav Štýs, Štěpán Neuberk und Miroslav Procházka und zahlreichen Winzern, vor allem Vojtěch Cífka vom Winzerzunft gelang es trotzdem, die Idee zu realisieren, obwohl die Einstellung des Forschungsinstituts für Weinbau nicht unbedingt positiv war. Die Gründung der Weinberge auf der Aufschüttung "heiligte" in der letzten Prozessphase Josef Hojdar, Direktor des Rekultivierungsaufbaus. Im Jahr 1978 wurde der erste Weinberg auf einer Aufschüttung gepflanzt - Barbora auf einer Fläche von 10 ha. Danach folgten 1981 Mariana und 1983 Libuše auf einer Gesamtfläche von 30 ha der Aufschüttung in Čepirohy.

80er Jahre - Kampf mit Luftverschmutzung

Lese 1987

In den 80er Jahren des 20. Jhd. erreichte die Luftverschmutzung in Most ihr Maximum. Die Schwefel- und Stickstoffoxide und weitere aus den Bergwerken, Kraftwerken und Chemieindustrie in die Luft herausgelassene Stoffe beeinflussten negativ nicht nur die Qualität der Wälder des Erzgebirges, sondern auch die Qualität der aus Moster Trauben hergestellten Weine. Ivan Váňa versuchte in seinem kleinen Labor in Čepirohy alle mögliche Methoden, um unbekannte Gerüche aus den Weinen zu entfernen - die Herstellung des roten Weines nach Erwärmung des Mosts, Maischenentfernung mit Bentonit, Klärung durch aktive Kohle. Weinproben wurden in einer gaschromatographischen Anlage der Universität für Chemie und Technologie in Prag untersucht. Es wurden keine Unterschiede gegenüber den Weinen aus anderen Winzerregionen festgestellt, nicht einmal der erwartete größere Anteil der Schwefelverbindungen. Ivan Váňa arbeitete auch zusammen mit dem Forschungsinstitut für braune Kohle in Most und mit dem Herrn Kusý, der die Schutzbespritzung Bordeauxbrühe vorschlug. Bordeauxbrühe wurde früher im Weinbau zum Schutz gegen Pilzkrankheiten benutzt. Ein Bestandteil des Stoffes ist Kupfer, welches bei der Traubenverarbeitung die Schwefeloxide auf Sulfide rediziert, die dann als Sedimente zusammen mit der Maische entfernt werden, nachdem der Wein fertiggegärt ist. Dadurch wurde das Problem der Luftverschmutzung zu 90 % gelöst.

Ein Schritt zur Erhöhung der Qualität der Umwelt war die Schließung der ausgebeuteten Bergwerke, erfolgreiche Begrünung und weitere Rekultivationstypen, in den Jahren 1996-1999 wurden Schwefelstoffe von allen Kraftwerken der nordböhmischen Region entfernt. Auch der Wein erreichte seine ursprüngliche Qualität und 1996 gewann der Wein Kernen eine Goldmedaille auf einer nationalen Weinausstellung in Valtice. In dem Zeitraum des Kampfes mit der Luftverschmutzung, den Ivan Váňa selber für einen anspruchsvollen Zeitraum betrachtet, bemerkte der Winzer, dass er die Weinqualität nur in dem Falle beeinflussen kann, wenn er ihn selber herstellt. Im Jahre 1987 war es möglich, 50 Quadratmeter auf dem Breiten Berg für ein Familienmitglied vom Kreisamt in Most zu kaufen. Die ganze Familie mit fünf Kindern arbeitete damals auf dem steilen Abhang des Breiten Berges, roderte die Buschwerke, renovierte die Terassen, höhlte Löcher für Rebstöcke aus, trug Kompost und pflanzte aus. Die einzelnen Teile wurden "Der Weinberg der Mutter", "Osternweinberg" und "Felsenweinberg" genannt. Heute ist der erste private Weinberg von Ivan Váňa ein Bestandteil eines größeren Komplexes "Weinbergweg der Mutter".

Nach der Revolution

Zweigelt 2005

Im Jahre 1989 erfüllte sich Ivan Váňa ein langersehnte Traum - ein freier Bürger eines freien Staates zu werden und ein freies Unternehmen gründen und führen zu dürfen. Der Anfang war nicht einfach, er hatte einen Weinberg der Fläche 0,5 ha auf dem Breiten Berg, einen vermieteten Keller und eine einfache Traubenverarbeitungsanlage. Eine große Gelegenheit brachte die Privatisierung des Staatguts Most im Jahre 1991. Als einziger beantragte der Winzer ein Privatisierungsprojekt für die Weinberge und Kellerwirtschaft. Kaum jemand glaubte, dass er als selbstständiger Winzer erfolgreich sein könnte. Eine Firma Ing. Ivan Váňa - Tschechischer Weinbau Chrámce wurde gegründet. Vom Anfang an setzte er den tschechischen Wein aus den tschechischen Trauben durch. Heute erinnert er sich nur noch mit einem Lächeln an die ersten Jahre nach der Unternehmensgründung ohne Dotationen und ohne Außenhilfe (zur Zeit der Staatswirtschaft waren Dotationen in der Landwirtschaft üblich und zahlten bis 70 % der Produktionskosten), an die erste Traubenverarbeitung, an das Rückzahlen riesiger Kredite und an den Kampf mit Schwindlern. Im Jahre 2001 übergab Ivan Váňa die Firma an seine Kinder und somit entstand das Unternehmen Tschechischer Weinbau Chrámce GmbH. In den Jahren 2006-2007 gelang es, einen Weinberg auf dem Schlossberg aufzubauen und dadurch die Weinreben den Bewohnern der Stadt Most näher zu bringen.

Im WeikellerEntwiklung der Etikett Divoch


TAG  DER  OFFENEN  TÜR am Samstag 25. 5. 2024

TAG  DER  OFFENEN  TÜR Tag der offenen Tür im Tschechischen Weinbau Chrámce. Samstag am 25. 5. 2024 von 8.00 bis 18.00 Uhr. Programm: Verkostung aller Weine, die ab 2015 bis heute hergestellt wurden…

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